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News-Details

Positionspapier Familien in/nach der Krise

Familien jeglicher Art sind besonders schwer von der derzeitigen Krise betroffen. Deshalb haben wir gemeinsam mit dem Arbeitskreise Thüringer Familienoganisationen folgendes Postitionspapier entwickelt.

Arbeitskreis
Thüringer Familienorganisationen e.V.
Deutscher Familienverband, LV Thüringen (DFV); Evangelische Aktionsgemeinschaft für Familienfragen, Landesarbeitskreis Thüringen (eaf); Familienbund der Katholiken im Bistum Erfurt und im Freistaat Thüringen (FDK); Verband alleinerziehender Mütter und Väter, LV Thüringen (VAMV); Landesverband der Pflege- und Adoptivfamilien e.V. (PfAd); Verband kinderreicher Familien Thüringen e.V. (KRFT); NaturFreunde Thüringen e.V., Der Kinderschutzbund LV Thüringen e.V.; pro familia LV Thüringen e.V.
29.04.2020


Thüringer Familien in/nach der Krise

Positionspapier der Familienverbände


Mit der Corona-Krise hat sich das Leben aller Familien schlagartig und in nie geahnter Weise verändert. Jede Familie ist in unterschiedlicher Art und Weise betroffen. Sorgen, Überforderung und Angst prägen den Alltag. Sorgen um die wirtschaftliche Existenzsicherung und den Arbeitsplatz, um die persönliche Freiheit und die demokratischen Rechte und um die eigene Gesundheit und die der Angehörigen - vor allen Dingen aber um die Frage: Wie sieht die Zukunft für uns aus? Bei aller Wertschätzung dessen, was Bundes- und Landespolitik in beachtlicher Konstruktivität zur Bewältigung der Krise geleistet haben und weiter leisten, ist es das Anliegen der Familienverbände den Blick auf die Leistung und die Bedürfnisse von Familien zu lenken. Familien haben Ruhe bewahrt und konstruktiv handelnd für den notwendigen gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Krisenbewältigung unter oft harten Bedingungen gesorgt. Bisher gelingt es Familien mehr oder weniger erfolgreich Familie – Beruf und neu – Betreuung und Bildung zu vereinbaren. Sie zählen zu den Held*innen des Alltags! Vor besonderen Herausforderungen stehen dabei alle, die mit geringem Einkommen, persönlichen Handicaps, Kindern/Jugendlichen mit Beeinträchtigung, beengenten Wohnverhältnissen, in alleiniger elterlicher Sorge oder/und pflegend, den Alltag mit ihren Kindern und Angehörigen - organisieren.


Die im Arbeitskreis der Familienorganisationen (AKF) zusammengeschlossenen Verbände wollen ein familienfreundliches Thüringen, in dem die Interessen von Familie gewahrt und bewährte familienpolitische Sicherungssysteme während und nach der Krise erhalten und gestärkt werden.


Unser Anliegen ist ein familienfreundliches Thüringen, in dem die in der Krise erkannten Schwachstellen beseitigt und die Herausforderungen einer „krisenfesten“ Zukunft aufgegriffen werden. Wir setzen uns ein für ein familienfreundliches Thüringen, in dem langfristig die Handlungsspielräume für Familie erhalten bleiben und Ursachen für Hilfebedürftigkeit von Familien beseitigt werden. Dafür bieten wir, die im Thüringer AKF organisierten Familienverbände, der Landes- und der Kommunalpolitik unsere Unterstützung bei der Bewältigung der Krise und der Gestaltung der Zukunft an.


Wir fordern - und bieten unsere Mitarbeit an (Stand 29.04.2020):

  • die Öffnung von Spielplätzen, insbesondere einzelnen Spielgeräten in Parks wie Tischtennisplatten oder ähnlichen Anlagen. Es ist aus unserer Sicht paradox, dass Eltern selbstverständlich einen Ausweg aus der Wohnung suchen, Parks und ähnliche Anlagen nutzen können, Spielplätze jedoch nicht.
  • einen Zeit- und Umsetzungsplan entsprechend der Schulen zur Öffnung der Kindertagesstätten sowie Kinder- und Jugendzentren unter Einhaltung des Gesundheitsschutzes
  • Sicherstellung der Notbetreuung sowie ggf. pädagogisch qualifizierte Betreuungsdienste für (Ein-Eltern)Familien in für sie nur schwer zu bewältigenden Lebenslagen (SGB VIII), insbesondere Wohnsituationen und sozialem Miteinander. Die aktuell erweiterte Notbetreuung hängt insbesondere von den Zugängen und der damit verbundenen Stigmatisierung der betroffenen Kinder und Eltern ab. Die Schulen und Einrichtungen sind gefordert hier praktikable Zugänge zu ermöglichen und diese auch sicherzustellen.
  • Erschließung zusätzlich erforderlicher Raumkapazitäten durch Nutzung öffentlich geförderter Einrichtungen einschließlich der Ressourcen der Verbände und ggf. gewerblicher Anbieter (z.B. Hotels, Gastronomie, Bildungsträger) für frühkindliche Betreuung und Förderung (Logo- Ergotherapie sowie besonderer Förderangebote, Beschulung von Kindern aller Altersklassen, Horte in den Sommerferien sowie familienstärkende Betreuungsangebote) verbunden mit Hygienekonzepten
  • Unterstützung der Eltern, die mit Kindern zuhause sind, insbesondere die Verbesserung der Kontakte zwischen den Einrichtungen wie Kindergarten und Schule, Vereine, Familienzentren, Mehrgenerationenhäuser und den Familien. (Studie Prof. Dr. Lochner FH Erfurt verdeutlicht den Wunsch von Eltern und Kinder nach mehr Kontakt zu ihren Lehrer*innen und Erzieher*innen)
  • sozialpädagogische Familienhilfe sowie Förderzentren-/Förderschulen müssen als gesetzliche Pflichtaufgabe den betroffenen Familien in allen Landkreisen bedarfsgerecht zur Verfügung stehen
  • Familienbildung und Familienerholung ist unter Berücksichtigung der geforderten Schutzmaßnahmen und –konzepte zu ermöglichen und langfristig sicherzustellen, d.h. Transparenz und Perspektive für Familien zu schaffen, unter welchen Bedingungen Familienurlaube möglich sind. Die Anpassung der Richtlinie für die Umsetzung & Förderung der Familienbildungs- und Erholungsmaßnahmen für den Sommer/Herbst 2020 ist vorzunehmen. Der Erhalt der Häuser der Familienerholung und Prüfung der Öffnung von Einrichtungen für alternative Nutzungskonzepte in Kooperation mit Kindergärten und Schulen, Nutzung der Ressourcen der Verbände und zusätzlicher anzumietender Raumkapazitäten bei gewerblichen Anbietern z.B. für outdoor Tagesfreizeitangebote für Familien oder Kindergruppen, ist zu ergründen.
  • Vorübergehendes Corona Elterngeld in Höhe des Kurzarbeitergeldes erweitert um ein Mindestelterngeld zur Existenzsicherung im Bereich der frühkindlichen Betreuung
  • Unterstützung für pflegende Familienangehörige, die derzeit ihren zu pflegenden Angehörigen nicht teilstationär oder stationär versorgen können bzw. dürfen. Die Unterstützung muss arbeitsrechtlich, im Hinblick auf Lohnersatz und im Hinblick auf Unterstützung durch ambulante Dienste erfolgen.
  • Ausnutzung von Testkapazitäten und Bereitstellung von Schutzkleidung / Masken zur schnellstmöglichen Überwindung der derzeitigen Kontaktsperre bei stationärer Unterbringung Angehöriger in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen
  • Eigenverantwortung und Mündigkeit für Familien in Hinblick auf Lockerung der Maßnahme Kontaktsperre innerhalb von Familien unter der Einhaltung von Schutzmaßnahmen für Risikogruppen. Damit verbunden sind schnellstmögliche Testverfahren sowie ggf. Bereitstellung von Masken für Familienangehörige zur Überwindung der derzeitigen zwangsweisen Trennung der Generationen.
  • Frühzeitige Einbeziehung der Familienverbände auf Landes- und kommunaler Ebene für zu entwickelnde Konzeptionen zur Überwindung der Corona-Krise und politische Abwägungen Die Initiative zur Einrichtung eines „Digitalen Runden Tisches Familie“ begrüßen und unterstützen wir.

Die Punkte sind nicht abschließend, sondern resultieren aus unserer Sorge über dringende familienpolitische Herausforderungen und unserem Bemühen, konstruktiv sowohl auf Landesebene als auch in den Kommunen zur Überwindung der Krise beizutragen. Er wird bedarfsgerecht und regelmäßig fortgeschrieben. Wir wollen unser Wissen, die Erfahrungen und Ideen von Familien und unsere Ressourcen der Landes- und Kommunalpolitik zur Gestaltung eines zukunftsorientierten familienfreundlichen Thüringens zur Verfügung stellen.


Fragen an: Arbeitskreis Thüringer Familienorganisationen e.V.
Vorsitzender: Herr Aaron Richardt
Telefon: 0361/ 6527381
E-Mail: akf.thueringen@googlemail.com

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